In diesem Jahr freute ich mich besonders auf die Vorweihnachtszeit. Wir wollen sie besinnlich und familiär gestalten. Ich habe in jedem Raum ein paar ausgewählte weihnachtliche Akzente gesetzt und seit einigen Tagen plane ich die Weihnachtsgeschenke für die Kinder, telefoniere mit Großeltern und Paten. Es läuft alles sehr entspannt ab.
Am wichtigsten ist mir dabei: Rechtzeitig über Erwartungen und Familientraditionen sprechen, damit es nicht zu ungewollten Überraschungen am Heilig Abend kommt. Denn das passiert schneller, als man sich vorstellen kann. Bis vor zwei Tagen hatte ich für jedes Kind EINEN Adventskalender. Lieb gemeinte Anfragen einen weiteren schenken zu wollen, wurden von mir freundlich aber strikt abgelehnt. Dafür nahm ich sogar ein nicht ganz spaßiges Telefonat in Kauf. Aber was tut man nicht alles. Schmeisst sich in die Bresche um die eigenen Kinder vor dem Konsumüberfluss und 24x Mini-Weihnachten zu bewahren und dann kommt alles ganz anders:
Seit gestern haben wir insgesamt 6 Adventskalender für drei Kinder. Eine vorweihnachtliche Abartigkeit, die nur schwer wieder abzuwenden ist. Strahlende Großelterngesichter blicken in strahlende Kinderaugen wenn das Schaf aus Knete sie plötzlich von einem Adventskalender aus angrinst. Die große Tochter stößt Jubelschreie aus, als sie einen Kalender mit 24 Mini-Büchlein über kleine Ponys mit bunten Haaren erblickt. Die Glaubwürdigkeit der Eltern versinkt stumm in Grund und Boden nachdem noch eine Woche zuvor davon gesprochen wurde, dass wir uns in diesem Advent besonders an den wirklichen Geist der Weihnacht erinnern wollen. Wie soll das gehen bei Säckchen- und Türchenöffnungszeiten zu jeder Mahlzeit?
Heute bin ich mal so mutig und thematisiere hier den Schlag, der mich gestern traf, als hier plötzlich in Strömen die Adventskalender vom Himmel fielen.
Ich bin im ersten Augenblick oft nicht so wortgewandt, wenn mir die Spucke weg bleibt. Ich versuche dann, der Situation schnell etwas positives abzugewinnen und mich erst mal zu freuen. Manchmal bedanke ich mich sogar und könnte mir hinterher in den Arsch beissen, dass ich es nicht laut gerufen habe: “Bitte nehmt den Kram wieder mit oder statt dessen wenigstens irgend einen anderen Krempel aus der gleichen Kategorie, der in Kisten und Sammelkörben im Kinderzimmer sein Dasein fristet.” Denn weg sortieren geht nur in geschickt gewählten Intervallen. Was die Kinder einmal ins Herz geschlossen haben verrottet dort ebenso langsam wie auf der Müllkippe.
Jetzt mal Butter bei die Fische: Jeder neue Gegenstand im Kinderzimmer ist eine zusätzliche Herausforderung für uns Eltern beim Bewältigen des Familienalltags. Sortieren, Aufräumen, weg schmeißen und Schadensbegrenzung kosten Zeit und Geld die wir viel lieber in Familienzeit investieren. Drei Adventskalender mit kleinen Büchlein machen bis Weihnachten 72 (!) neue Gegenstände im Kinderzimmer. Für uns und für alle Eltern, die es gebrauchen können, habe ich daher aus gegebenem Anlass diese Checkliste für schenkende Mitmenschen erstellt. (Diese darf gerne für den Eigenbedarf mit Hinweis auf die Quelle kopiert und verwendet werden)
Kindersegen-Geschenke-Knigge
– Der Weg zu einem guten Kindergeschenk führt immer über das Einverständnis der Eltern. Wir bevorzugen nachwachsende Rohstoffe, ungiftige Materialien und Dinge mit einem nachhaltigen Spielwert.
– Das größte Geschenk macht ihr uns, wenn nicht der kurzfristige Moment des Schenkens sondern die langfristige Freude daran im Vordergrund steht. Es gibt so vieles was wir als Familie wirklich gut gebrauchen können. Machmal lässt sich das in eine hübsche Schachtel verpacken, manchmal auch nicht.
– Wir glauben, dass die besten Spielmaterialien diejenigen sind, mit denen die Kinder ihre Talente und Fähigkeiten ausleben und weiterentwickeln können.
– Den Konsum von Süßigkeiten möchten wir als Eltern reglementieren und festlegen. Es ist kräftezehrend und anstrengend, einmal angebotene Naschereien im Nachhinein zu verbieten.
– Die größte Freude macht man unseren Kindern, indem ihnen Zeit geschenkt wird. Zeit, in der sie Euch mit in Ihre Welt nehmen dürfen. Wenn sie zeigen dürfen was sie können, als Prinzessin ihren Tanz vorführen oder als Pirat einen Schwertkampf darbieten. Sie freuen sich immer so sehr über Besuch. Der darf gerne mit leeren Händen kommen.
– Wir sind keine Spielverderber und wissen selbst noch, dass wir als Kinder die unerreichbaren oder verbotenen Spielzeuge oft am spannendsten fanden. Doch wann wir unserer Familie solche süßen und qietschbunten Ausnahmen zuführen, möchten wir Eltern ganz alleine entscheiden dürfen.
Wir sind es, die die 7-Tage-rund-um-die-Uhr-Schicht im Familiendauerbetrieb übernehmen, wenn ein Besuchswochenende zu Ende geht. An uns bleiben die klebrigen Reste von geschenkten Lollies und Schokonikoläusen von Nachbarn und freundlichen Einzelhandelsmitarbeitern pappen. Wir liegen auf dem Zahnarztstuhl unter dem Kind, wenn es die bittersüßen Folgen ertragen muss. Wir besorgen teuren Ersatz für ein stinkendes Stofftierchen aus Plastik, das dem Kind mal eben in die Hand gedrückt, sofort geliebt und von uns wieder weg genommen wird. Das mit dem Kinder haben ist so toll… Wir möchten das gerne noch mehr genießen und nicht Abends im Bett noch darüber sprechen, wie wir die neuste Ladung Krempel am besten wieder los werden ohne den Menschen, die wir gerne haben vor den Kopf zu stoßen.
In der Hoffnung, dass dies nun nicht passiert ist, wünsche ich uns allen eine besinnliche Vorweihnachtszeit mit viel Lichterglanz, dem Duft nach Marzipan und Zimt und richtig schönen Weihnachtsgeschichten…